1. Wie der Hirsch bei schwülem Wetter
schmachtend nach der Quelle schreit,
also schreit zu dir, mein Retter,
meine Seel in Druck und Leid.
Ja, nach Gott nur dürstet mich,
Lebensquell, wo find ich dich?
O wann werd ich vor dir stehen
und dein herrlich Antlitz sehen?
2. Tränen sind bei Nacht und Tage
meine Speise, da der Spott
tief mich kränket mit der Frage:
»Wo ist nun in Not dein Gott«?
HERR, ich leide, weil ich seh,
daß ich nicht wie früher geh
unter Dank und Jubelchören,
dich in Zion zu verehren.
3.Seele, wie so sehr betrübet,
wie ist dir in mir so bang?
Harr auf Gott, der jetzt dich übet,
harr auf ihn, es währt nicht lang,
dann entspringt aus Druck und Leid
Freud und große Herrlichkeit.
Ich will meinen Heiland loben,
ewig werd mein Gott erhoben!
4. Wenn ich merk auf Gottes Güte,
die er jeden Tag mir zeigt,
das erhebet mein Gemüte,
unter meiner Last gebeugt.
Oft besing ich in der Nacht
seine Liebe, seine Macht,
und ich bete nicht vergebens
zu dem Gotte meines Lebens.
5. O mein Gott, mein Fels, wie lange
willst du denn vergessen mich?
Macht mir doch mein Feind so bange,
und voll Leid und Schmerz bin ich.
Mir bereitet’s Qual und Pein,
wenn die Spötter täglich schrein:
Wo ist Gott, auf den du bautest,
dem du allzeit vertrautest?
6. Seele, wie so sehr betrübet,
wie ist dir in mir so bang?
Harr auf Gott, der jetzt dich übet,
harr auf ihn, es währt nicht lang,
dann entspringt aus Druck und Leid
Freud und große Herrlichkeit.
Ich will meinen Heiland loben,
ewig wird mein Gott erhoben!
Melodie: Genf 1551
Text: Nach Matthias Jorissen 1793